4.1   Kapitalbedarf: Einführung, Fallbeispiel  

4.1.1 Einführung

b) Zusammenhänge

Es liegt auf der Hand, dass sich das Problem "Kapitalbedarf" immer im Kontext zum betreffenden Vorhaben einer Existenzgründung stellt:
Geht es um eine Neugründung eines Unternehmens, so hängt der Bedarf an finanziellen und sachlichen Mitteln maßgeblich davon ab, welche Geschäftsidee umgesetzt werden soll. So wird die Gründung eines produzierenden Unternehmens im Bereich Handwerk, Industrie oder in der Bauwirtschaft mehr Mittel erfordern als die Gründung eines Unternehmens im Bereich einfacher Dienstleistungen.

Auch wird der Bedarf an finanziellen und sachlichen Mitteln bei der Übernahme eines bereits bestehenden Unternehmens in der Regel geringer ausfallen als bei einer Neugründung eines Unternehmens (siehe auch Seite UNT 1120 f.).

Stets geht es jedoch immer
m die Klärung der Frage, welche finanziellen und sachlichen Mittel für die Ingangsetzung des jeweiligen Geschäftsbetriebes in Bezug auf

  • die zu tätigen Investitionen im Bereich des Anlagevermögens (Grundstücke, Bauten, Maschinen, Fahrzeuge u. a.) sowie in Bezug auf

  • erforderliche Mittel im Bereich des Umlaufvermögens (Vorräte an Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, liquide Mittel u, a.)

erforderlich sind.

Unter Kapitalbedarf (= Finanzbedarf) ist jener Betrag an Mitteln zu verstehen, der - im hier betrachteten Fall der Gründung eines Unternehmens - infolge der zeitlichen Lücke zwischen späteren Einzahlungen und früheren Auszahlungen aufgebracht werden muss, um den Geschäftsbetrieb des Unternehmens in Gang setzen zu können (siehe auch Bild 4.01).
Diese Mittel selbst können - im Falle der Unternehmensgründung - Sachgüter, verwertbare Rechte sowie vor allem finanzielle Mittel (Geld) sein.
Grundlage für die Ermittlung des Kapital- bzw. Finanzbedarfs ist ein entsprechender Investitionsplan als Bestandteil des sog. Businessplanes zur Unternehmensgründung.

                                       


					  Bild 4.01: Kapitalbedarf aus Sicht der Dauer der 
					  Kapitalbindung im Umsatzprozess
Bild 4.01: Kapitalbedarf aus Sicht der Dauer der Kapitalbindung im Umsatzprozess

Entscheidenden Einfluss auf die Höhe des Kapitalbedarfs haben vor allem folgende Faktoren:

  • Anlagenintensität der im Leistungsprozess des Unternehmens zu erstellenden und auf dem Markt zu verwertenden Güter,

  • Angestrebter bzw. erforderlicher Grad der Mechanisierung und Automatisierung der Leistungs- und Informationsprozesse,

  • technisch-räumliche und wirtschaftliche Standortbedingungen sowie betriebsorganisatorische Erfordernisse,

  • notwenige bzw. angestrebte Betriebsgröße sowie die Breite im Produktions- bzw. Leistungsprogramm,

  • Dauer der Kapitalbindung im Umsatzprozess,

  • staatliche Auflagen (z. B. für Umweltschutzmaßnahmen) u. a.

Details zur Ermittlung des Kapitalbedarfs sollen im Weiteren in Verbindung mit einem Fallbeispiel erörtert werden.